일상생활에 대한 블록

also irgendwie und sozusagen


27.11.2023

Die Frage, ob jemand diese oder jene Musik kennt, habe ich mir vor langer Zeit abgewöhnt. Bei Tandempartnerinnen ohnehin, v.a. um mögliche Komplikationen zu vermeiden, dass man gemeinsam irgendwas gut findet, mag etc. Bei den anderen Menschen hingegen habe ich festgestellt, dass die Fünfkindergartenfreunde-Regel auch hier zu gelten scheint: was ich einmal gehört habe, als ich 13 war, gilt, mehr gibt es nicht. Und dazu sind viele vom ewigen Radiogedudel im Auto vermutlich völlig paralysiert und können sich ein Leben ohne die Hits von irgendwann, irgendwo und heute nicht mehr vorstellen.

Und verpassen dennoch meiner Meinung nach so unendlich viel.

Ich habe seit März 2013 im Prinzip nur noch Musik gehört, die ich vorher nicht gehört habe. Ich habe viel nicht mehr hören wollen, können, auch wenn z.B. die Beatles immer mal wieder vorkamen, aber wohldosiert und sobald mir zu viel Lennon drin ist, geht nichts mehr. Ist eine persönliche Sache, die ich hier nicht auswalze. Dass ich eine Zeitlang bewusst Yoko Ono gehört habe, geschenkt. Yoko mag ich immer noch.

Zunächst habe ich für mich die koreanische Singer-Songwriterin Lang Lee entdeckt, die ich seit dieser Zeit regelmäßig höre, auch weil mir am Anfang nicht aufgefallen ist, dass viele Lieder mindestens zweisprachig sind, das heißt Koreanisch Japanisch und in gewisser Weise auch noch Englisch (vielleicht manchmal Konglisch). Ihr früherer Drummer mochte meine Musik mal, aber das war so ein Like unter vielen (und nicht erwähnenswert, also lass ich es) und mittlerweile ist sie eher mit Bassistin und Chor unterwegs, hat neben Preisen auch schon Dresche einstecken müssen, für einen durchaus hörenswerten Protestsong bei dem ich mittlerweile wenigstens diese zwei Zeilen mitgrölen kann.

내 친구들은 모두 가난합니다
이 가난에 대해 생각해보세요

(Meine Freunde sind alle arm/ denkt mal über diese Armut nach)

Für solche Zeilen kriegt man in der Tat zumindest von der „das wird man doch noch sagen dürfen“-Fraktion Kommentare, recte also Dresche. Egal wo, es herrscht überall ein Klima, bei dem ich nicht mal mehr den Kopf schütteln kann.

Dass sie in beiden Sprachen singt und publiziert, ist insofern bemerkenswert, dass ich in zehn Jahren Koreanischlernen so viel Ablehnung gegenüber Japanisch gehört habe und wirklich jede positive Verbindung zwischen den Ländern mMn wichtig wäre. Als ich in Japan war, habe ich sogar mit einem japanischen Freund von ihr sprechen können. Den Laden übrigens (ich glaube, in Shinjuku) habe ich wahrscheinlich nur durch mehr als göttliche Hilfe gefunden. Und dann gab es nur die japanische Version des Albums, aber na egal, ich war froh.

Na ja, logisch, dass die Frau keiner kennt, wenn sie nur Koreanisch oder Japanisch singt. Aber selbst wenn man Englisch singt, kennt einen gefühlt keiner. Ich denke nur an YMO, von denen man hierzulande meist nur den dieses Jahr verstorbenen Ryuichi Sakamoto kennt, aber meiner Meinung nach viel viel mehr Aufmerksamkeit der Band schenken sollte. Klar, YMO ist bekannt, ist soviel wie Kraftwerk, meiner Meinung nach sogar größer, mehr, melodischer, ausgefallener, ausdauernder. Auch wenn es nicht „Japans Kraftwerk“ ist: solche beschissenen Vergleiche hasse ich wie die Pest. Besonders schön finde ich von YMO und dem Umfeld der Band ein Duett von Sakamoto und Yano Akiko, aber leider scheint das nur einmal in einem Dokumentarfilm veröffentlicht worden zu sein, wenn das mal einer covern würde, ähnlich klang- und kraftvoll: ich tät mal nach Jahrzehnten wieder eine CD kaufen, bzw. äh, ja, die letzte CD war eben die oben erwähnte japanische Version (und das war 2018, aber irgendwie ist das auch Jahrzehnte her). Na ja, also YMO, bzw. alles, was Sakamoto gemacht hat, bzw. alle von YMO, also auch Hosono und Takahashi, etc. pp. Yano nicht zu vergessen (wobei die wohl nicht direkt zur Band gehört hat?)

Yano Akiko wäre noch so eine Musikerin, ähnlich auch die frühere Sängerin von Wednesday Campanella KOM_I und deren Songs. Eben jener verlinkte Song erwähnt permanent irgendwas mit Melos, was wiederum mit einer Geschichte von Osamu Dazai (走れメロス, Lauf, Melos!) zusammenhängt – in Japan war/ ist? es wohl Schullektüre, hier vermutlich so bekannt wie… korrigiert mich, wenn ich es falsch sehe und hierzulande jeder Dazai gelesen hat. (Ich inklusive, ich bin nur halt bereits so häufig über den Namen gestoßen, dass es mir peinlich ist.) Und jenes Melos hat wiederum einen Bezug zu Schillers Bürgschaft – was mich gleich wieder auf mein Lieblingsthema bringen würde, warum gefühlt alle ostasiatischen Künstler die europäischen Meister kennen, aber andersherum? Gut, die Bürgschaft kann, wie die Glocke, auch niemand mehr auswendig (und vermutlich ist das auch gut so), aber dieses Gefälle im Wissen übereinander finde ich immer wieder faszinierend / beängstigend.

Wobei ich da auch schon erlebt habe, dass bestimmte Stellen mir wichtig sind, im Mainstream dann aber unwichtig sind. So bin ich in Tokyo wegen Mori Ogais 雁 (Die Wildgans) und dem einen Satz meine Heimatstadt betreffend (mitten in einer der schönsten Liebesgeschichten kommt der Satz doch wegen des Studiums nach L zu gehen) durch ein rein japanisches Museum gestolpert und hab von Deutschland nicht mehr als Berlin, Berlin gefunden. Na ja, gibt es wohl also alles auf beiden Seiten. Oder ich war nicht aufmerksam genug bzw. bin ein Trottel.

Ähnlich wichtig wie Lang Lee ist mir Hiroko Sebu. Manche der Songs (in Japanisch und Französisch…) habe ich seit 2013 zighundert Mal gehört, ich weiß zwar oft immer noch nicht, worum es geht, aber ich mag es heute noch. Was auch was heißen will.

Die Zeit reicht wieder nicht, hier noch weiter zu schreiben, aber, wenn es denn jemanden interessiert, mache ich später einmal weiter mit diesem Thema. Sollten die Links irgendwann nicht mehr funktionieren, dann sucht bitte selbst.



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