Der Biber geht mit Gips zur Arbeit, in Korea

Ausgewanderte deutsche Wörter in europäischen Sprachen sind ziemlich bekannt, in den asiatischen Sprachen kennen zumindest die meisten 아르바이트 (arebaiteu, kurz 알바, alba), also Arbeit (aber in der Bedeutung von Teilzeit-Arbeit), dass wohl in der japanischen Besatzungszeit (1910-1945) über das japanische アルバイト(arubeito) in den koreanischen Wortschatz gekommen ist. Das ist ein Wort, was man als deutschsprachiger Koreanischlerner immer als erstes zu hören bekommt und wenigstens neben 토마토 (tomato) und 바나나 (banana) gleich verständlich ist.

Weniger bekannt hingegen, meiner Meinung nach, ist 깁스 (gibseu) für den Gips (also den medizinischen Verband). Daneben gibt es noch 알레르기 (allergi), dass wunderbarerweise auch seine Aussprache mitbringt, und so gut als nicht aus dem Englischen eingewandert erkennbar ist, wie gesagt, meiner Meinung nach.

Vieles davon, auch 이데올로기 (ideologi, Ideologie), könnte auch wieder übers Japanische bzw. durch japanische Wissenschaftler, vor allem wohl Mediziner mitgebracht worden sein, denn viele von ihnen haben Ende des 19. Jahrhunderts zumindest zeitweise auch in Deutschland studiert. Ob es direkte Entlehnungen Deutsch-Koreanisch gibt, also ob unter den „japanischen“ Studenten auch Koreaner (mit japanischen Namen) waren, wäre auch mal eine Sache, aber a) hat das sicher auch schon wer untersucht und b) müsste man dann wieder Japanisch können bzw. sich so en detail mit den Personen beschäftigen und auch c) ausschließen können, dass das betreffende Wort keinesfalls und nicht so im Japanischen vorkommt – was eher unwahrscheinlich ist.

Die Wörter sind so bemerkenswert, meiner Meinung nach, da sonst die große Masse der Lehnwörter aus dem Englischen und damit nach 1950 auf die koreanische Halbinsel gekommen ist. Viele von diesen Wörtern, die man unter Konglisch zusammenfasst, sind oft für meine Perspektive haarsträubend, da ich wiederum eine ganz andere englische Aussprache habe und also etwas ganz anderes erwarte. Oft sind die englischen Lehnwörter für mich die schwierigsten, auch wenn sie ja eigentlich leicht sein sollten. Mal von anderen Sprachen und Namen ganz abgesehen, allen voran Mrs. schwarze Tasse 찬 다그 (chan dak, Jeanne D’Arc)…

Wie gesagt, ich bemerke das nur aus einer gänzlich unwissenschaftlichen Warte, von einem systematischen Ansatz bin ich entfernt, vermutlich gibt es dazu auch schon viele viele Untersuchungen und das, was ich hier schreibe, ist lächerlich. (Und die Koreaner, die ab den 60er Jahren nach den beiden Teilen Deutschlands gekommen sind? Was für Wörter haben die mitgenommen?)

Aber warum geht der Biber zur Arbeit? Weil ich heute in meinem Grundschülermanhwa noch den 비버 (bibeo, also Biber) und keinen 비워 (biweo, beaver) gefunden habe. Ich bin also im zweiten Kapitel angekommen, auf einem Ausflug zum gewöhnlichen afrikanischen Stachelschwein (산미치괭) kommt der Biber in der Artverwandtschaft vor.

Das Manhwa macht immer noch Spaß, auch wenn ich zwischendurch andere Bücher lese und weiter verzweifelt meinen Lesestapel zu verringern suche.



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