Weiße Flecken auf der Landkarte (sozusagen)

Manhwa Nr. 1 hat im ersten Kapitel alles mögliche über den menschlichen Körper. Ich bin gerade mit dem Kapitel zum Gähnen fertig, jetzt klärt das nächste Kapitel, warum man zwei Augen hat. Inhaltlich schwankt es zwischen sehr knapp gehaltenen Informationen und schon recht tiefgreifenden Infos – am Anfang tauchen ein paar Jungs mit ihrem Lehrer verkleinert durch den menschlichen Körper, bei 십이창자 war allein durch die Zahl klar, dass es sich um den Zwölffingerdarm handelt. (Halt ohne Finger). Also nix mit schnell drüberlesen, allein durch den Inhalt bekomme ich pro Seite so fünf bis zehn neue Wörter. Deren (Un)Wichtigkeit ist natürlich auch wieder das Problem: ich werde die meisten davon bald wieder vergessen haben.

Interessant finde ich die Vorstellung, dass ich womöglich der erste Deutsche bin, der diese Bücher liest. Ja. Das ist wie sich vorzustellen, dass man der erste Deutsche ist, der (fast) alle Berge Macaos bestiegen hat, es gibt immer irgendwen, der das schon zuvor getan hat. Aber bei dem ohnehin unübersetzbaren Buch wird das u.U. möglich sein, sozusagen meine weißen Flecken auf der Landkarte. Na ja, ich will nicht überheblich sein, es gibt genügend Menschen vor mir, die schneller und besser Koreanisch gelernt haben, die all das gelesen haben. Ich nehme mich besser zurück und behaupte das nicht. Aber träumen kann ich davon.

Immerhin bin ich ein wenig milder in Sachen Schmutz in den Büchern geworden, wenn ich mir meine Kinderbücher anschaue (ok, die sind auch oft aus den 50ern ererbt), dann sehen die im Prinzip ähnlich aus und die Einbände sind nur nicht geklebt, weil man damals noch auf etwas mehr Qualität achtete und eben solche reihenhaften Manhwas unbekannt waren – bzw. wenn ich an Comics aus der Zeit denke, fällt mir als erstes da Wort zerfleddert ein. Das trifft es wohl am ehesten.

Was mich an dem Buch stört ist die echt grottige Qualität der Zeichnungen, das ist wie in vielen Lehrbüchern: da will man Zeichnungen haben, aber ein talentierter Zeichner ist zu teuer, also malt irgendwer irgendwas und so sieht es dann auch aus – und, und das ist meine Theorie, das wirkt unter Umständen auch abstoßend für Lernende. Das fiel mir recht schnell auf, als ich die ersten Koreanischlehrbücher mit unseren Deutschlehrbüchern verglich: da ganz witzige Zeichnungen, hier eher untalentierte Amateure am Werk.

Wobei natürlich: wenn der Drang das Buch zu lesen groß genug ist, nimmt man das auch hin, wenn der Drang Deutsch zu lernen groß genug ist, ignoriert man das, bzw. macht sich lustig drüber. Ich denke da immer nur an Delfin (ein ziegelsteinschweres Buch mit Zeichnungen…)

Aber die grottigen Zeichnungen im Buch: das erinnert auch daran, dass all das nur gemacht ist um möglichst schnell Bücher zu machen, Masse statt Klasse. Das finde ich immer schade, aber na ja, es lässt sich nicht ändern. Sicher, wenn es sehr hochwertige Illustrationen wie in Kinderbilderbüchern sind, dann wird das Buch oft auch zu einem Luxusgegenstand, manchmal unvorstellbar teuer (im Verhältnis zu den Seiten) bzw. angemessen eben (im Verhältnis dazu, wie lange man sich mit so einem Bilderbuch beschäftigen kann und wie es einen u.U. prägt, lebenslang).



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